Renate Mödder-Reese
• Studium der Medizin
• Ärztin für Innere Medizin mit Schwerpunkt Nephrologie und Dialyse
• Seit 1996 Mitarbeit in der Nuklearmed. Praxis des Ehemanns in Köln (vorwiegend wissenschaftliche Studien und Auswertungen)
• Bedeutendste „Flugmausmalerin“ nördlich des Südpols; Buchillustrationen
• Seit 1989 Lyrikveröffentlichungen in mehreren Anthologien, Zeitschriften und belletristischen Monographien (z.B. „Die Zeit stand still und verwandelte den Blick“ – Carl Lambertz – ein Bildband mit Textbeiträgen 1989, „Engel und Geister“ vorgestellt in Bildern von Carl Lambertz mit Texten von Gynter Mödder 1991, „Blumenbilder mit Gedichten“ von Maria Reese und Carl Lambertz 1994
Sommerblume
Sommerblume,
wirst im Herbst noch schöner,
wenn Morgennebel dich
geheimnisvoller macht.
Weißt nichts von deiner Zauberkraft.
Aber ach,
bald kommt der Winter.
Engel begrüßt eine Seele
Tanz der Pflanzengeister
im Blätterkostüm
nachts bei abnehmenden Mond
beschwören kahlen braunen Acker
rufen auf zur Fruchtbarkeit
die Mutter Erde
Spiel mit dem Feuer
Kleiner Dreiecksengel
geflügelt mit rotem Punkt
entzündest Papierbürokraten
zu verbrennen im eigenen Feuer
Drillichhemd
Klein und dick
Und doch so groß
und schwerelos
wie Humpty-Dumpty
aus dem Wunderland,
Ballerino auf dem Seil
- im steifen Drillichhemd.
Im Salto mortale sorglos
schwebt Alice am Trapez.
Die Schwerkraft ist verschwunden.
Ob sie wohl weiß wohin?
Antwort: Sie ist unterm Drillichhemd
Blume
Blume
vom Menschen verkannt
ihm zur Freude zu sein
vom Schöpfer
ganz anders gedacht
raffiniertes Täuschungsmanöver
nicht zu erkennen
den gnadenlosen Krieg
um`s Überleben
Novemberrose
Bist von makelloser Schönheit,
Ignorierst nasskalte Herbsttage,
Lenkst Aufmerksamkeit
dadurch noch mehr auf dich.
Ziehst Sommerschönheit
in den Winter
- und dennoch –
Auch du mußt gehen,
Novemberrose.
Mond
Entzaubert wurdest du
von Technik
und von Astronauten.
Dein „Mann im Mond“
sind Maare und Gebirge.
Besungen wurdest du
seit altersher.
Die Kraft, die Meere anzuziehen,
Mondsüchtige aus dem Bett zu treiben
- und Liebespaare zu verzaubern –
bleibt.
... und dennoch
Ich habe keinen Grund mich zu beklagen!
... und dennoch: die Kleine Traurigkeit,
noch fern, fast unbemerkt,
kriecht hoch aus tiefsten Tiefen, als wär sie gar nicht da.
Noch ist es heiß. Libellen kreisen
in der stillen Mittagsluft.
... und dennoch: spätsommerlich künden
kühle Nächte von der
fünften Jahreszeit.
Bald fällt das reife Obst – die Haut wird faltig.
Der Abschied fällt
nun nicht mehr leicht.
... und dennoch: führt kein Weg daran vorbei
Der Herbst mag kommen –
dann der Winter
mit Neuem und Veränderung.
... und dennoch: neugierig blicke ich zurück.
Vorüber
Mehr als nur ein Gehäuse
ist Dein Haus.
Mit Deinem Geist
belebst Du es.
Noch auf dem Tisch
die ausgelegten Patiences,
als wolltest Du uns sagen:
„Habt Geduld.“
Die neue Wohnstatt
- Sarg – nur ein Gehäuse
für eine Wohnstatt,
einst Herberge
für Deine Seele,
die nun. befreit
aus der Gefangenschaft
des Körpers,
sich neue Räume sucht.
Ewiger Schlaf
Wenn ich den ewigen
Schlaf schlafe,
erst dann dürfen
die Steine vermoosen,
die Spinnweben
das Haus versiegeln.
Aber solange ich lebe,
bewege ich die Dinge,
verhindere ich ihren ewigen Schlaf.
Alles immer nichts
Nichts bleibt –
und dennoch –
ist alles immer –
NICHTS bleibt!
Der Garten
Der Garten – ein Ort
vom Menschen geschaffen.
Ursprüngliche Natur
umgestaltet
je nach Geschmack
und Seelenzustand
mal praktisch
und mal künstlerisch
erweiterter Wohnraum.
Der`s gestaltet hat
ist hier zu Hause,
den hohen Himmel
über sich.
Sporadisches Tagebuch
wie schwarzer Lack glänzend
spiegeln regennasse Straßen
grüne, gelbe, rote Lichterbande
nachts um null Uhr dreißig
SWF 3 Nachtexpress
knallt ins Ohr
auf nächtlicher Straße alllein
beschleunigt das Auto
erlaubte Höchtstgeschwindigkeit
längst überschritten
Heimtrieb nach getaner Arbeit
Sporadisches Tagebuch
Heut`ist mein Glückstag.
So nah, dass ich`s schon bald
nicht mehr erkenne,
begleitet mich durch`s Leben
- ein Engel.
Nasskühler, sonniger Dezembertag.
Sobald ich komme,
schalten die Ampeln grün!
Heut`ist mein Glückstag
am 7. Dezember 1994
Geh mir aus dem Weg, Zeit
Hol mich nicht ein, Zeit
Nimm eine Aus, Zeit
Laß mich in Ruh, Zeit
Stör mich nicht, Zeit
Laß mir Zeit, Zeit
Leistungsgesellschaft
Gemessen wird der Tag daran
was getan wurde,
was erlebt wurde,
was unternommen wurde,
was erledigt wurde,
was geschafft wurde,
was passiert ist,
was stattgefunden hat,
nicht aber daran,
ob die Nachtigall singt,
wie der Phlox duftet,
ob die weise Katze
mit Dir geplaudert hat,
ob eine ferne Wolke
Dir etwas zuruft,
wie der Wind schmeckt,
wie der Regen singt…
Zeit
Kommt Zeit ins
Bewusstsein,
wird Rat teuer.
Ratlosigkeit
verbreitet sich.
Zeitmanager
lauern und
verplanen dich,
- gib acht! -
Sei zeitlos und
empfind`dich selbst
tu`nicht, was andre
von dir wollen.
Sei du dein eigner
Manager.
Die Zeit laß los
und Rat kommt
von allein und
du erkennst
- die rechte Zeit.
Noch Baustelle.
Texte und weitere Bilder werden in Kürze nachgereicht.